Der Keller bzw. das Erdgeschoss...

Genereller Aufbau

Was heute (so auch vom zuständigen Architekturbüro bei der Umbauphase 1993) gerne komplett als Keller bezeichnet wird, ist im eigentlichen Sinne eine Mischung aus Erdgeschoss und Keller. Diese Ebene besteht im Westen aus vier Räumen, die ebenerdig mit dem Gartenniveau der Westseite des Hauses sind. Dies sind die in Abb. 1 dargestellten Räume: Erdgeschoss SW, Toilette, Flur (Bereich Treppenhaus) und Erdgeschoss NW. Der die gesamte Länge des Hauses umfassende Gewölbekeller auf der Ostseite des Hauses hingegen liegt tiefer und bildet den eigentlichen Keller. Der gesamte Bereich dieses Hauses besteht - bis auf die aus Ziegelstein gefertigte Trennwand zwischen EG SW und Toilette - aus Bruchsteinmauern mit einer Stärke von 70 bzw. 75 cm.

Abb. 1: Erdgeschoss und Keller - Darmstädter Straße 50, Frank-Egon Stoll-Berberich 2020
Abb. 1: Erdgeschoss und Keller - Darmstädter Straße 50 

 

Bodenbeläge

Die höheren, sprich ebenerdigen Räume der Westseite, wurden damals zwar nicht als Kellerräume gewertet, hatten aber im Vergleich zu den eigentlichen Wohnräumen damals nicht alle feste Böden. Sie waren - bis auf die Küche (Erdgeschoss NW) wie die Räume im Nebenbau mit Holzfußböden ausgestattet.1 Es lagen somit Holzbalken im Boden auf die Dielen aufgenagelt waren. In den Jahren 1930 bis 1934 wurde der Kellerboden (Gewölbekeller) sowie die Böden der Räume EG SW, Flur und Toilette mit Backsteinen ausgelegt. Somit entfielen die Holzfußböden und der vermutlich nur gestampfte Fußboden des Gewölbekellers.2 Später, der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht mehr feststellen, wurden die Räume EG SW, Toilette und Flur mit Betonböden ausgestattet. Im Gewölbekeller verblieben die Backsteine und im EG NW die alten Fliesen.


Nutzung

Küche(n)

Ursprünglich befand sich die Küche im seitlich des Treppenhauses gelegenen Raumes „EG NW“. Da im Laufe der Jahre die oberste Etage des Hauses vermietet wurde, gab es eine zweite Küche in „EG SW“. Das ehemalige Bügelzimmer (EG SW) erhielt aufgrund des Einbaus einer Toilettenanlage mit Wasser- und Kanalanschluss ebenfalls einen eigenen Wasseranschluss nebst Waschbecken und wurde so zur Küche. Beide verfügten über eigene Küchenöfen. Da es zwei mehrzügige Kamine im Haus gab, konnten neben den Öfen in den jeweiligen Zimmern der darüber liegenden Etagen auch die zwei Küchen im Erdgeschoss eingerichtet werden. Heute wird nur noch der Kamin im „EG SW“ für die Gasheizung verwendet.
 

Toilette

Neben dem „EG SW“ und dem Treppenhaus befindet sich ein kleiner Raum, der die Toilette beherbergte, die - zumindest seit dem Anschluss des Hauses an das öffentliche Kanalnetz - auf einem Art Podest von ca. 25 cm Höhe stand, welches vermutlich auf dem Unterbau des ehemaligen "Plumpsklos" basierte und dort verblieb, um das für das Abwasserrohr notwendige Gefälle zu erzielen. Dieses Abwasserrohr durchquerte den Gewölbekeller und musste, um den südlichen Teil des Kellers zu erreichen, überstiegen werden. Ein großes Handrad ermöglichte das Schließen des Abwasserrohres, um im Falle von Rückstau, ein Eindringen von Schmutzwasser aus der Kanalisation zu vermeiden. Das bis heute noch vorhandene Toilettenfenster, ein einfach verglastes Fenster von ca. 30 cm x 15 cm Größe, wird heute als Zwangsentlüftung für die im EG SW befindliche Niederbrennwertheizung genutzt.
 
1993 wurde eine Hebeanlage mit Druckrohren in den Gewölbekeller verbaut, um das Abwasser sicher in die Kanalisation pumpen zu können, ohne manuell in den Fluss des Abwassers eingreifen zu müssen. Das Abwasserrohr konnte somit entlang der Kellerwand verlegt werden und stört somit weitaus weniger, als die oben beschriebene Ausgangslage. Allerdings nimmt die Hebeanlage eine Fläche von rund 2,25 m2 im Keller ein. Das Haus verfügte bereits seit dem Bau im Jahre 1877 über eine Toilette innerhalb des Gebäudes, wobei die Abwässer über eine Sickergrube auf dem eigenen Grundstück und später in die städtische Kanalisation entsorgt wurden.

Der Gewölbekeller

Der Gewölbekeller wird über eine weitere Kellertreppe erreicht und liegt ca. 0,75 m unterhalb des Erdgeschosses. Der Boden ist mit gebrannten Ziegeln ausgelegt und über sechs, paarweise angeordnete Kellerfenster zu belüften. Diese Kellerfenster zeigen die Veränderungen am Hause ebenfalls recht deutlich. Manche der Kellerfenster sind original, andere wurden teilweise erneuert. Während der linke (von Innen betrachtet) Fensterschacht komplett original ist, wurde der mittlere Schacht für die Zuleitungen (Strom und Gas) verwendet und der rechte im Rahmen der im Zweiten Weltkrieg erforderlichen Umbaumaßnahmen zum LSR (Luftschutzraum) umgestaltet und später wieder zurückgebaut.


Eine Besonderheit des Kellers sind zwei quadratische Öffnungen der Nordwand, die unmittelbar neben einem von außen zugemauerten Kellerfenster liegen. Das alte Kellerfenster existiert noch, lässt sich öffnen aber führt nicht mehr nach draußen. Die Fensteroberkante liegt unter der heutigen Gartenoberkante. Die Funktionen des Fensters und der quadratischen Öffnungen sind heute nicht mehr nachvollziehbar.




Verfügbare Dokumente

1) Stoll Joseph (1913): Schreiben an das Stadtbauamt Bensheim, 14. Juli, Bensheim.
2) Stoll Joseph (1934): Angaben zur Feststellung des Einheitswertes am 1. Januar 1935, eingereicht im Oktober 1934, Bensheim.

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